Russen feiern Luftfahrt-Aufschwung: „Haben Airbus und Boeing schon vergessen“ (2023)

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„Keine Sanktionen ohne Gutes“: Russen feiern Luftfahrt-Aufschwung: „Haben Airbus und Boeing schon vergessen“

Russen feiern Luftfahrt-Aufschwung: „Haben Airbus und Boeing schon vergessen“ (2)

FOCUS online/Wochit Jetzt setzt Russland auf andere Flugzeuge – doch die sind veraltet

Dienstag, 31.01.2023, 09:19

Die russische Luftfahrtindustrie sieht in den Sanktionen auch Vorteile. Der Wechsel auf Flieger wie die Tupolev Tu-214 fördere eigene Kompetenzen. Außerhalb Russlands gilt das Modell als veraltet.

Keine Ersatzteile, keine Wartung, keine neuen Flugzeuge – die westlichen Sanktionen treffen die russische Luftfahrtbranche hart. Russland versucht aus der Not aber eine Tugend zu machen und dreht den Spieß in der Außendarstellung nun kurzerhand um.

„Keine Sanktionen ohne etwas Gutes“, wirbt aktuell die Staatsholding Rostec, die unter ihrem Dach auch die Holding UAC aller russischen Flugzeughersteller vereint. Sie argumentiert, die Sanktionen würden dazu führen, dass die heimische Flugzeugindustrie Bestellungen in den erforderlichen Mengen erhalte. Das führe zu neuen Technologien, einer Modernisierung der Produktion und der Förderung von jungem Personal.

„Alle Anforderungen erfüllt“

Auch Rostec-Chef Sergey Chemezov drehte schon im vergangenen September den Spieß um, als er sagte, dass westliche Flugzeuge nie mehr nach Russland geliefert würden.

Sie hätten den russischen Markt verlassen. Airbus und Boeing seien Marken, „die wir schon vergessen haben“, so Chemezov.

Stattdessen setzte man in einem ersten Schritt auf die Irkut MS-21 und den Superjet 100. Allerdings sind in den Maschinen auch viele westliche Komponenten verbaut. Dafür habe man „schnell importsubstituierende Elemente entwickelt“, erklärt der Manager.

Kommerzieller Flop

Um den Bedarf an Flugzeugen zu decken, holt Rostec ein altbekanntes, aber kommerziell erfolgloses Modell zurück: die Tupolev Tu-214. Sie gehört nun zu den Flaggschiffen der russischen Luftfahrtindustrie. Laut Rostec handelt es sich um ein"rein inländisches Flugzeug mit Hochleistungseigenschaften, das alle Anforderungen des modernen Luftverkehrs erfüllt".

Die Tu-214 kam im Jahr 2000 auf den Markt, als modernisierte Version der Tu-204 mit einem höheren Startgewicht und höherer Reichweite. Insgesamt wurden nur knapp 30 Exemplare gebaut, die vorrangig nicht bei Airlines flogen.

In Tu-214 ist Minimum an westlichen Komponenten verbaut

Außerhalb Russlands gilt das Modell als technologisch veraltet – unter anderem aufgrund des Drei-Mann-Cockpits und der russischen PS-90A-Triebwerke, die etwa 10 Prozent mehr Treibstoff schlucken als westliche Motoren.

Die Tu-214 hat jetzt aber auch einen Vorteil. Denn in ihr ist nur ein Minimum an westlichen Komponenten verbaut. Aeroflot hat nach Ausrufung der Sanktionen 40 Exemplare bestellt und soll schon 2024 die erste bekommen. Rostec will bis 2030 rund 70 Stück bauen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Benjamin Recklies

aeroTelegraph

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Leser-Kommentare (25)

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Heute, 31.01.2023 | 16:08 | Patrick Söchter

Na dann viel Spaß...

Ich habe mich nie in ein russisches Flugzeug gesetzt. Diese Seelenverkäufer mit Flügeln sind doch nur was für potenzielle Selbstmörder. Panzerband als Sicherheitsgurt und ähnliche sicherheitsrelevante Blüten brauche ich nicht.

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Weitere Kommentare (10)

Heute, 31.01.2023 | 14:01 | Mirko Cramer | 1 Antwort

Mangel

fördert den Erfindergeist. Das war schon immer so, besonders in Kriegszeiten. Synthetisches Benzin aus Kohle, Ammoniak-Synthese, synthetischer Kautschuk waren bahnbrechende Erfindungen zum Ersatz nicht verfügbarer natürlicher Vorkommen. In der DDR wurde mangels Steinkohle ein Verfahren zur Gaserzeugung aus Braunkohle entwickelt. Die russischen Flugzeuge sind vielleicht nicht mit den westlichen Fabrikaten konkurrenzfähig, aber sie fliegen, und darauf kommt es an.

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  • Heute, 31.01.2023 | 14:59 | Heinrich Straeter

    Natürlich wird sich Russland

    an den Erfindungsreichtum der wirtschaftlichen Verhältnisse in der DDR zurück entwickeln! Wurde auch in der DDR jeder satt und auch der Trabi fuhr. Zufrieden hingegen waren die wenigsten!

Heute, 31.01.2023 | 13:11 | Gerd Sigmer

Mal für die Luftfahrt Laien hier zur Klarstellung:

Neue Luftfahrzeuge die INTERNATIONAL und in den Westen (80% des Weltverkehrs) fliegen wollen, müssen von der IATA zertifiziert werden. Und die sitzt, oh wie Wunder, in den USA. Somit werden diese TU-Dinger nie außerhalb Russlands fliegen. Und die vormals gekauften Boeings und Airbus mangels IATA ZERTIFIZIERTER (=vertrauenswürdiger!) Ersatzteile auch nicht. Russland mag seine Waffenindustrie hochpushen, der Rest der Technik dort wird in 10 Jahren auf das Niveau von 1990 zurückfallen. Es mag China Autos oder Nicht-MS/Google/Intel PC geben, aber die werden dort unbezahlbar sein, denn auch Chinas Schizo-kommunismus-Kapitalisten wollen Dollar($)sehen,denn nur DER zählt weltweit auf dem Wirtschafts-Markt. Das ist aber etwas, was die Russen -und China Diktaturfreunde hier nie begreifen werden.

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Heute, 31.01.2023 | 13:09 | Gerd Bauer

Das wird spannend zu beobachten sein.

Veraltete Technik, dazu Piloten die gerne dem Alkohol zusprechen...wer will da freiwillig mitfliegen? Man muss ja nur mal versuchen, eine Auskunft am Schalter der Aeroflot über anstehende Flüge zu bekommen. Als ich dort angerufen hab hat man mir gesagt dass ich am nächsten Tag nochmal anrufen soll...so eine Stunde vor Abflug...dann weiß man ob der Flug auch geht...es ist anscheinend auch schwer, das Bodenpersonal trocken zu legen.

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Heute, 31.01.2023 | 12:37 | Wilhelm M. Genecke | 1 Antwort

Die Russen feiern,

auch wenn es nichts zu feiern gibt. Dem Lügensystem glaubt keiner mehr. Es ist eine Frage der Zeit, bis es abgelöst wird. Leider leidet das russische Volk unter diesen Despoten, denn die vielen schweren Sanktionen zeigen so langsam Wirkung. Man kann das Land nur noch bemitleiden.

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  • Heute, 31.01.2023 | 15:35 | hugo meier

    Leider zeigen die Sanktionen

    hauptsächlich Wirkung bei Uns. So das Unsere Regierung hunderte an Milliarden neuer Schulden aufnehmen muss, um den Laden halbwegs am Laufen zu halten. Dabei ist darin die Mehrbelastung aller durch künftig um ein mehrfaches höhere Energiepreise noch nicht Mal enthalten. Was eine Abwanderungswelle bei Unternehmen losgetreten hat.

Heute, 31.01.2023 | 12:24 | Frank Steffen

Problem?

Ich denke nicht, dass es für die Russen ein Problem ist, dass ihre Flugzeuge lauter sind und mehr Treibstoff verbrauchen als ihre westlichen Pendanten. Das klappte schon zu Sowjetzeiten. Die Frage ist, wie lange Russland überhaupt von der westlichen Welt abgekoppelt klar kommt.

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Heute, 31.01.2023 | 12:19 | Thomas Rod | 1 Antwort

Ehe

über russische Technologie gesprochen -fabuliert- wird, schaue man sich deren Weltraumprogramm an. Sie können also, wenn Sie wollen.

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  • Heute, 31.01.2023 | 13:04 | René Walter

    Wo steht denn die russ. Raumfahrt eigentlich?

    Top war mal früher! Seit der Mir und dem Aufbau der ISS kam nichts mehr. Ich denke, dass China mit seiner Raumstation, den Mond- und Marsrovern schon längst an Russland vorbeigezogen ist. Beim Transport von Menschen ins All sticht eine private amerikanische Firma schon längst alle aus. Auch bei robotischen Missionen zu anderen Planeten ist die USA top. M.E. kein Argument für die russ. Technologie

Heute, 31.01.2023 | 12:18 | Henry Enveloppe | 1 Antwort

Sanktionen

Offenbar sind einige Russen noch stolz darauf, dass sie mit Sanktionen belegt wurden. In Wirklichkeit sollten sie sich schämen, dass ihre Regierung für die Sanktionen verantwortlich ist. Aber die Lügner drehen alles um. Und "Lügen haben kurze Beine".

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  • Heute, 31.01.2023 | 12:49 | Amelie Schuster

    Warum

    sollten die sich schämen? Der Westen stellt mit einer handvoll Staaten und weniger als 20% der Erdbevölkerung nur eine, kleine, Minderheit dar. Das bedeutet nicht, dass was, was die Russen machen richtig ist, aber so, wie es hier oft dargestellt wird, ist es eben auch nicht.

Heute, 31.01.2023 | 11:40 | annerose rehbock | 1 Antwort

Es geht auch einfach

Naja, die USA investierten einst sehr hohe Dollarbeträge um einen Schreibstift zu entwickeln der im Weltraum nutzbar ist. Die Russen nahmen dafür einen Bleistift. Trotzdem würde ich, nach überstehen der Putinära, wieder einen Handel mit Russland befürworten. Ich glaube nicht daß das russische Volk diesen ungeheurerlichen Krieg gutheißt.

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  • Heute, 31.01.2023 | 12:44 | Johann Bohnacker

    Frau rehbock

    sie glauben also , dass das russische Volk diesen Krieg nicht gutheißt. Glaube können sie das. Aber das entspricht leider nicht der Realität.

Heute, 31.01.2023 | 11:28 | Wotan Adler | 1 Antwort

Sanktionen und ihr Teilversagen

Nicht alles, was sich westliche Politiker mit den Sanktionen ausmalten, ist eingetreten. Im Gegenteil. Russland wird in der Not erfinderisch und agiert, wie auf dem Flugzeugsektor, eben etwas inovativer, als in der Vergangenheit. Jeder meinte, dass die Schließungen von McDonalds das russische Volk in Aufruhr versetzt. Doch was ist passiert? Ein Oligarsch hat alle Filialen aufgekauft, beschäftigte das gleiche Personal und es gibt weiter die gleichen Gerichte. Auf solche Art und Weise verpuffen leider viele der Sanktionen in den verschiedensten Sparten, wir aber leiden enorm unter diesen aktionistischen Handlungen der westlichen Regierungen, während Moskau sich nun mehr in Richtung China, Indien und Pakistan orientiert.

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  • Heute, 31.01.2023 | 12:41 | Wilhelm M. Genecke

    China und Indien

    nehmen ja bereits mehr Abstand zu Russland, denn Russland hat nicht viel zu bieten, außer Rohstoffen, wo die Preise immer wieder dem Weltmarkt unterliegen und zerfallen. Russische Innovationen gleich null. Leider leidet das Volk sehr, was aber dem Despotenclan egal ist.

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Author: Terence Hammes MD

Last Updated: 05/01/2023

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